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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 06.04.2004


Mein Name ist Bach
Anne Winkel

Zwei (Macht)welten prallen aufeinander - ein Film über das Zusammentreffen des genialen Musikers Johann Sebastian Bach und des mächtigsten Mannes von Preußen, Friedrich II. Kinostart: 8. April 2004




Im Jahre 1747 reist der bereits anerkannte Komponist Johann Sebastian Bach (Vadim Glowna) mit seinem ältesten Sohn Friedemann (Anatole Taubmann) zu seinem Sohn Emanuel (Paul Herwig), der Musiker am Hofe des preußischen Königs ist. Die Taufe von Emanuels kürzlich geborenen Sohns steht an. Bach soll Pate werden.

Als Friedrich II. (Jürgen Vogel) von der bevorstehenden Ankunft des ihm (musikalisch) überlegenen "großen" Bachs erfährt, beschließt er, ihn bloßzustellen. Bach soll eine Fuge zu sechs Stimmen komponieren.
Neben Friedrich II. lebt auch dessen jüngere Schwester Amalia (Karoline Herfurth) im Stadtschloss von Potsdam. Amalie hat ihren eigenen Kopf und lässt sich nur ungern von ihrem tyrannischen Bruder bevormunden. Zwischen der eigenwilligen 17-jährigen und dem freiheitsliebenden Bach-Sohn Friedemann entwickelt sich eine leidenschaftliche Affäre.

Abgesehen von der Haupthandlung, dem Machtkampf zwischen Bach und Friedrich, werden die drohende Blindheit Johann Sebastians, sowie Homosexualität und Gewissensfragen (bezüglich der Folter) des preußischen Oberhaupts thematisiert.

Der Debütfilm der schweizerischen Regisseurin Dominique de Rivaz wurde mit dem "Schweizer Filmpreis 2004 (Bester Spielfilm des letzten Jahres)" ausgezeichnet.
Positiv anzumerken ist, dass de Rivaz kein ausschließlich prunkvolles Preußen inszeniert hat: Farbe blättert von den Türen des Potsdamer Stadtschlosses ab, die Kostüme wirken authentisch - nicht so reinlich und wohlriechend wie in anderen Filmen mit Adels/Königsthematiken.

"Mein Name ist Bach" wirkt aber trotz angemessener Lokalität deplaziert. Die Entwicklung der Charaktere kann nur schwer nachempfunden werden. Man fragt sich, inwiefern sich die Regisseurin dem historischen Stoff verpflichtet fühlte und inwiefern sie zwanghaft interpretieren wollte.
Der penetranten Symbolik des auf einem Balken balancierenden Bachs hätte ein etwas subtilerer Ton nicht geschadet. ("ganz oben, ohne Netz, kann jederzeit hinunter fallen" offenbart Bach, doch soll wirklich der Ruhm Bachs als solcher im Mittelpunkt stehen?). Gleiches gilt für die aufdringliche Großaufnahme von Johann Sebastian Bachs Hinterkopf. Diese Kameraeinstellung ist eine aufdringlich-direkte Aufforderung zum Nachdenken über die Gedanken und Gefühle eines unsympathischen Musikers.

Die zunehmende Schwächung von Bachs Augenlicht erscheint zu Beginn des Films als das zentrale Thema des Films. Eine starke emotionale Dramatik geht von dieser nicht aufzuhaltenden Erblindung aus. Später ist diese Erblindung aber nur noch am Rande existent und wirkt fast wie ein "ach-hätten wir-ja-beinahe-vergessen-jetzt-lassen- wir-Bach-mal-nach-seiner-Pfeife-tasten".

Das abschließende Erscheinen Voltaires (die Kutschen des abreisenden Bachs und die des ankommenden Voltaires treffen vor dem Schloss aufeinander) ist eine interessante Idee. Nach dem musikalischen Machtkampf kündigt sich nun ein philosophischer Schlagabtausch an. Voltaire ist allerdings eine recht kümmerliche, peinlich-lächerliche Erscheinung mit Fistelstimme, von der man nicht allzu viel zu erwarten glaubt.




Mein Name ist Bach
Schweiz/Deutschland 2003, Länge 99 Minuten
Regie: Dominique de Rivaz
DarstellerInnen: Vadim Glowna, Jürgen Vogel, Karoline Herfurth, Anatole Taubmann, Gilles Tschudi
Kinostart: 8. April 2004



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Beitrag vom 06.04.2004

AVIVA-Redaktion